Wolfgang Stumph, Bild WikipediaEs ist einfach eine Pflicht, Not leidenden Menschen, ganz gleich welcher Herkunft oder Glaubensrichtung, zu helfen. Unsere Stadt Stadt Dresden und unser Land gehören uns nicht alleine, uns gehört nur diese Erde. Deshalb finde ich jede Form von Ausländerfeindlichkeit egoistisch, engstirnig und kleinbürgerlich.

Gefunden auf Facebook. Dieser Ausspruch wird Wolfgang Stumph zugerechnet
Quelle Bild: Wikpedia

In einem Artikel der Neuen Osnabrücker Zeitung (17.01.2015), in einem Artikel von Joachim Schmitz, äußert sich Wolfgang Stumph folgendermaßen:

Herr Stumph, Sie gehörten am letzten Samstag zu den 35000 Menschen, die mit ihrer Kundgebung vor der Frauenkirche ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit gesetzt haben. Wie haben Sie diesen Tag erlebt, welches waren Ihre stärksten Eindrücke?

Dresden war in der Vergangenheit oft im Fokus der medialen Öffentlichkeit, historisch und auch in den letzten Jahrzehnten: Fußballrandale, Entzug des Weltkulturerbes, Aufmärsche zum 13. Februar und anderes mehr. Klar ist, dass Dresden jetzt wieder große Beachtung der Medien bekommt. Ich war einer der 35000, die zeigen wollten: Wir sind für Weltoffenheit und auch ein Gesicht von Dresden. Dabei ging es nicht um hier die Guten und da die Schlechten, sondern auch um kritische Töne. Zum Beispiel um den Vertrauensverlust, dass sich die Menschen nicht genügend einbezogen fühlen in die Entscheidungen, die ihr Lebensumfeld betreffen, aber auch um fehlende Gesprächsbereitschaft.

Ihr neuer Film „Blindgänger“ , in dem Sie einen ordnungsliebenden Dresdner spielen, der sich für ein tschetschenisches Flüchtlingsmädchen einsetzt, hat in den Zeiten von Flüchtlingsströmen und Pegida eine ganz neue Brisanz gewonnen.

Wir haben fast drei Jahre am „Blindgänger“ mit Simone Kollmorgen an diesem Stoff gearbeitet und dann Peter Kahane hinzugezogen, damit er daraus ein Drehbuch mit dem Kahanischen Stumphsinn schreibt. Die zunehmende Zahl von Flüchtlingen beherrscht die öffentliche Debatte. Die Aktualität dieser Fragen, wer soll ins Land gelassen werden und warum? Sollen wir uns abschotten, oder hält sich die Zahl in Grenzen, und haben wir die moralische Pflicht zu helfen? Das macht diesen Film notwendiger denn je. Die menschliche Wahrheit offenbaren weniger Statistiken und Demonstrationen, sondern das Schicksal Einzelner.

Hat der Film Ihre eigene Sicht auf die Flüchtlingsfrage noch mal verändert?

Nicht wesentlich. Meine Sicht auf die Dinge hatte ich vorher schon: Wir haben einfach die Pflicht zu erkennen, dass Sachsen oder Deutschland nicht etwa uns allein gehört, sondern dass die Welt allen Menschen gehört. Das sagt mit mir meine Lebenserfahrung, und danach habe ich auch immer gelebt.

Der von Ihnen gespielte Conny Stein weist ja einige Parallelen zu Ihnen auf: Ein Mann an der Schwelle zum Pensionsalter, der sich als Bombenentschärfer sehr um seine Heimatstadt Dresden verdient gemacht hat. Wie groß ist Ihre Identifizierung mit der Figur?

Die ist sehr stark. Wenn eine Figur im Nachnamen das St vorne trägt, ist das eigentlich immer eine Garantie dafür, dass viel von mir in ihr steckt, und eine Verpflichtung für mich, mir treu zu bleiben. Da steckt einiges von meinem „Stumph-Sinn“ drin.

Nämlich?

Ich kann das nachvollziehen, sonst würde ich dieses Problem nicht auch im Film zu meinem Anliegen machen. Auch in meiner Branche passiert es, dass man nicht mehr gebraucht wird und dies nicht erst ab dem Rentenalter. „60 ist die neue 50“, wird propagiert. Richtig, wenn man noch arbeiten kann und Arbeit hat, kommt Freude auf. Nach 20 Jahren und 50 Folgen habe ich zwar „Stubbe“ in den Ruhestand geschickt, mich selbst aber im Unruhestand belassen. Das Ergebnis ist unter anderem der Film „Blindgänger“. In dem Film stecken auch meine Antworten auf Fragen wie: Was ist Heimat? Was ist Zivilcourage? Was ist Sturheit? Der Mann heißt nicht Weichei, sondern Stein. Und er vermittelt ganz klar: Auf dich kommt es an, nicht auf die anderen.

Weiterlesen in der Neuen Osnabrücker Zeitung: www.noz.de

 

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